Diesmal warf der Bund deutscher Staudengärtner das Scheinwerferlicht des Jahres 2004 auf eine urige, zarte, vielseitige und robuste Gattung mit vielen Details: Geranium, der Storchschnabel. Die Storchschnabel-Arten sind wahre Arbeiter im Garten: Sie halten große und kleine Flächen dicht mit Laub bedeckt und helfen so, Unkraut zu verdrängen. Ihre Blüten erscheinen im Hochsommer. Und sie sind Sozialarbeiter, wenn es darum geht, z.B. Rosen eine nicht zu aufdringliche Gesellschaft zu leisten. Für den Steingarten und Trog birgt die Gattung hinreißende Kleinode. Ein großes Plus ist die robuste Gesundheit vieler Geranium-Arten, nicht einmal die Schnecken haben Interesse an ihnen. Die Artenvielfalt von halbschatten- und sonnenliebenden Geranium-Arten verhilft Hobbygärtnern der "Garten-fix"-Generation sicher zu Erfolgserlebnissen - in neuen und alten Gärten.
Vielfalt ist Trumpf bei dieser Staude: Etwa 300 Arten und Sorten umfasst die Gattung Geranium, zu deutsch Storchschnabel. Sie bietet eine Fülle an Verwendungsmöglichkeiten. Einige Geranium eignen sich ausgezeichnet als Bodendecker, andere sind aparte Kübelpflanzen oder bringen natürlichen Charme in die Rabatte. Neben den Blüten sind es auch die Blätter, die den Reiz dieser Stauden ausmachen: Sie sind oft stark eingeschnitten oder handförmig geteilt und sehr dekorativ. Die Blätter einiger Arten haben zudem eine schöne, auffallende Herbstfärbung. Die außergewöhnliche Vielfalt dieser faszinierenden Pflanzengruppe hat dazu beigetragen, dass Geranium vom Bund deutscher Staudengärtner zur „Staude des Jahres 2004“ gewählt wurde.
Der deutsche Name „Storchschnabel“ erscheint beim Blick auf die blühenden Pflanzen rätselhaft, wird aber später im Jahr deutlich: Nach der Blüte bilden sich eigenwillig gestaltete, längliche Fruchtstände, die an den Schnabel eines Storches erinnern und zu dem ungewöhnlichen deutschen Namen geführt haben. Die botanische Bezeichnung „Geranium“ bezieht sich ebenfalls auf die Fruchtstände, denn sie geht auf das griechische Wort „géranos“ für Kranich zurück.
Der Storchschnabel mit dem botanischen Namen Geranium sollte nicht mit der häufig in Balkonkästen gepflanzten Geranie verwechselt werden, die botanisch als Pelargonium bezeichnet wird. Die Balkongeranie ist zwar mit dem Storchschnabel verwandt, sie verträgt jedoch keinen Frost, während der Storchschnabel eine äußerst langlebige und winterharte Staude ist.
Die Blütezeit des Storchschnabels reicht je nach Art oder Sorte von Mai bis September. Die Blüten bestehen immer aus fünf Blättern und sind schalen-, rad- oder tellerförmig. Das Farbenspektrum umfasst neben reinem Weiß die unterschiedlichsten Blau-, Rosa- und Rottöne. Häufig sind die Blütenblätter dunkel geadert und wirken dadurch sehr zart und zerbrechlich. Tatsächlich sind diese Stauden aber robust und wenig anspruchsvoll. Manche vertragen Trockenheit und gedeihen in der vollen Sonne, andere bevorzugen halbschattige Standorte und sind ideal, um lichtarme Gartenbereiche zu beleben. Einige Storchschnabelarten wachsen sehr stark und bilden dichte Teppiche. Sie eignen sich deshalb gut als Bodendecker, die unerwünschten Wildkräutern Paroli bieten.
Diese schönen und vielseitigen Stauden gewinnen immer mehr Liebhaber und kommen mit ihrer Anspruchslosigkeit dem Trend zu pflegeleichten Gärten entgegen. Sie haben schon bei manchem Pflanzenfreund die Sammlerlust geweckt, denn das Sortiment ist außerordentlich groß und wird immer wieder um neue Arten oder Sorten bereichert. Der Graue Storchschnabel (Geranium cinereum ’Ballerina’) und Geranium ’Patricia’ z.B. sind zwei besonders empfehlenswerte Sorten. ’Ballerina’ hat graugrüne Blätter und zarte, lilarosafarbene Blüten mit einer auffallenden purpurvioletten Zeichnung und einem dunklen Auge. Diese 15 cm hohe Staude blüht von Juni bis September und wächst gut an sonnigen Standorten, z.B. im Steingarten oder in Trögen. Geranium ’Patricia’ hat in der letzten Zeit für viel Aufsehen gesorgt und wurde von der Internationalen Stauden-Union sogar zur Internationalen Staude des Jahres gekürt. Die noch recht neue Sorte besticht von Juni bis September mit magentaroten Blüten, die ein dunkles, fast schwarzes Auge haben. Dieser kompaktwachsende Storchschnabel wird 50 cm hoch und fühlt sich an sonnigen bis halbschattigen Standorten wohl, z.B. vor Gehölzen oder in Staudenrabatten.
Wegen ihrer natürlichen Ausstrahlung passen Geranium ausgezeichnet in Wildstaudenpflanzungen oder naturnahe Gärten. Im Steingarten lassen sie sich gut mit Strandnelken (Armeria), Teppich-Schleierkraut (Gypsophila repens) oder Fingerkraut (Potentilla) zusammenpflanzen. Höher wachsende Arten können gut mit Glockenblumen (Campanula), Frauenmantel (Alchemilla) oder Nelkenwurz (Geum) kombiniert werden, am lichten Gehölzrand sind Funkien (Hosta) oder Gräser wie Marbel (Luzula) reizvolle Partner. Viele Geranium wie z.B. der Blutrote Storchschnabel sind auch gute Begleiter für Rosen.